Fachexkursion „Auf den Spuren der Traditionellen Chinesischen Medizin".
Vom 30. März – 06. April 2008 machte sich eine 16-köpfige Gruppe bestehend aus Physiotherapeuten und Fachärzten verschiedenster Richtungen auf, in das ferne Land für TCM zu reisen. Mittelpunkt dieser Reise sollte ein Besuch der Massageklinik in Beijing sein. Was uns wohl erwarten würde, wie weit entfernt oder doch dicht beieinander liegen unsere manual-medizinischen bzw. -therapeutischen Verfahren und Techniken?
Dieses Massage Hospital ist in dieser Form das Erste und Einzige in China. Gegründet wurde es 1958 aber mit den derzeitigen manuellen Therapieangeboten gibt es dies seit Anfang der 90er Jahre. Ansonsten sind diverse Einrichtungen nur als Abteilungen den Krankenhäusern unterstellt. Das Besondere dieser Massageklinik beruht darauf, dass die Diagnostik und Therapie für die verschiedensten WS-Erkrankungen in einer „Arzt“ - Hand liegen.
In China führt der Arzt die Erstdiagnose durch, erstellt den Behandlungsplan (welche manuellen und apparativen Methoden-Elektrotherapie als auch Extensionsverfahren- ) zum Einsatz kommen und ist dann auch dafür speziell ausgebildet, um diese durchzuführen. Die Patienten kommen täglich zur Behandlung dorthin, in akuten Fällen gibt es auch ein Bettenkontingent. Es gibt also keine Zweiteilung zwischen Arzt und Therapeut. Das dortige Studium umfasst 5 Jahre Universität, Spezialrichtung in Massagetherapie (wobei die Chinesen darunter alle manuellen Techniken verstehen), Akkupunktur und Saugtherapie .Anschließend muss 1 Jahr Praktikum absolviert werden.
Gezeigt wurden uns verschiedene Räumlichkeiten, beispielsweise eine große Abteilung in der mehrere TUR-Geräte zum Einsatz kamen , eine weitere in der sich Extensionsgeräte für die HWS befanden . Besonders spannend für uns war die Abteilung, wo die manuellen Massagetherapien ausgeführt wurden. Mehrere Bänke mit angezogenen Patienten nebeneinander und die Ärzte (sehr viel sehbehinderte darunter – auch das ist für dortige Verhältnisse eine Besonderheit) behandelten mit überwiegend Weichteiltechniken, Druckpunktmassagen und manuellen Repositionen. Zur weiteren Diagnostik steht der Klinik eine eigene Röntgen – sowie Laboreinrichtung zur Verfügung. Im Aufbau befand sich eine Abteilung zur aktiven Therapiegestaltung .
Besonderes Augenmerk soll in den kommenden Jahren der Pädiatrie gelten, auch diese Abteilung wurde momentan erweitert.
Ein Höhepunkt für den ehemaligen Klinikchef und scheinbaren „Altmeister“ der manuellen Techniken war eine Schaudemonstration für Manipulationen der Wirbelsäule. Fazit des Gesehenen, in den Weichteiltechniken sind uns die Asiaten wahrscheinlich ein Stück voraus, in der sauberen und genauen Ausführung von Manipulationen wohl die Europäer, sprich DGMM-ausgebildete. Und am Ende führen doch bekanntlich viele Wege nach Rom und so weit von ihrer Denk –und Behandlungsweise sind wir alle nicht entfernt, egal ob Chinese, Deutscher oder Amerikaner.
Die Pekinger sind sehr stolz auf ihre Massageklinik und für uns war es ein hochinteressanter Einblick in die praktizierte Medizin.
Abgerundet wurde dieser spannende Aufenthalt durch das Kennenlernen dieser äußerst gegensätzlichen Stadt Beijing. Auf der einen Seite der Versuch, das Altkaiserliche zu erhalten, die wunderbaren Paläste und Tempelanlagen sowie die typisch eingeschossigen Hofwohnhäuser, zum Zweiten die sozialistische Bauweise der 50er-70er Jahre und jetzt der enorme Spagat der Wirtschaft des Kapitalismus die Türen und Tore zu öffnen. Gigantisch spiegelnde Hochhäuser, riesige Autobahnen und Luxushotels, dies alles nebeneinander scheint sich vermischen zu wollen und doch wieder nicht. Von der Besichtigung des Sommerpalastes, über die Ming-Gräber, div. Tempel, die Große Mauer bis hin zu verschiedensten Abendveranstaltungen war durch den Reisedienst Bartsch alles sehr gut organisiert. Nicht zuletzt hat unser sehr engagierter Reiseleiter Herr Wang großen Anteil an dem guten Gelingen dieser Reise.
Die Teilnehmer waren sich am Ende darüber einig, dass wir es sehr begrüßen würden, wenn es der ÄMM bzw. DGMM gelingt, Vergleichbares in Zusammenarbeit mit dem RDB in nächsten Jahren zu wiederholen .
Vielen Dank allen Beteiligten für diese überaus entdeckungsreiche Woche !
Wir wünschen Beijing weiter die Öffnung zur Welt und friedvolle Sommerspiele 2008 !
Für alle Insider, ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt.
Dsai djiän !
Auf Wiedersehen !
Sabine Sange
Physiotherapeutin